Die Auswirkungen der Krise – ein Shopbetreiber erzählt
Marco Nußbaum betreibt seit 14 Jahren einen Kiosk im Kölner Stadtteil Mülheim. In bislang zwei Interviews hat der Shopbetreiber uns berichtet, wie sich die Corona-Krise auf sein Geschäft ausgewirkt hat, wie seine Kunden reagierten und wie er die weitere Entwicklung einschätzt. Das erste Interview führten wir im Mai 2020, das zweite im Januar 2021.
Herr Nußbaum, wie hat sich das vergangene Jahr seit unserem Gespräch im vergangenen Frühjahr für Sie entwickelt?
Marco Nußbaum: Die Monate März und April waren 2020 wirklich schlecht. Da war kaum jemand unterwegs. Seit den Lockerungen im Mai hatte sich der Umsatz in meinem Shop wieder verbessert. Es sind vor allem Getränke, die im Sommer in meinem Kiosk mehr gekauft wurden als vorher. Ich nehme an, das liegt daran, dass die Gastronomie komplett schließen musste. Die Nachfrage nach Zigaretten ist weiterhin hoch. Auch belegte Brötchen verkauften sich seit dem Sommer ein wenig besser als im Frühjahr, mit der Zeit vor der Pandemie ist mein Frühstückgeschäft aber nicht zu vergleichen. Auch Kaffee verkaufen wir weiterhin maximal ein Drittel der Menge wie vorher. Seit den neuen Beschränkungen im November ist mein Kiosk-Geschäft insgesamt wieder rückläufig.
Sind Sie aus diesen Gründen auch bei den angepassten Öffnungszeiten geblieben?
Ja, wir öffnen den Shop weiterhin erst ab 9 Uhr. Die meisten Schulen hier fangen den Unterricht, sofern dieser stattfindet, ab 10 Uhr an, da lohnt sich ein früheres Öffnen nicht.
Wie erleben Sie Ihre Kunden? Haben sie sich an die Maskenpflicht und Abstandsregeln „gewöhnt“?
Das kann ich bestätigen. Die meisten sind vernünftig, verantwortungsbewusst gegenüber ihren Mitmenschen und halten sich an die Regeln. In den ersten Wochen haben wir noch öfter diskutieren müssen, jetzt sind es nur noch Ausnahmen, die sich nicht an die Regeln halten.
Wie beurteilen Sie die aktuelle Lage und wie blicken Sie in die Zukunft?
Der Januar 2021 ist sehr schleppend verlaufen. Wir haben das Glück, in einer Gegend mit vielen Wohnungen und Schulen zu liegen und haben einen guten Einzugsbereich. Kiosken mitten in der Stadt geht es da schlechter. Angesichts der Nachrichtenlage und dem Start der Impfungen bin ich verhalten optimistisch. Ich hoffe sehr, auch mit Blick auf meinen Kiosk, dass wir das schlimmste in den nächsten Monaten überstanden haben.
Interview aus Mai 2020
Herr Nußbaum, welche Auswirkungen hat die Coronakrise bislang auf Ihren Shop?
Marco Nußbaum: Mein Frühstücksgeschäft ist vollständig eingebrochen. Statt viermal am Tag backe ich seit Mitte März nur noch einmal am Tag Brötchen und Croissants. Abends kann ich froh sein, wenn ich selbst die wenigen Teile verkauft habe. Das war mal anders. Auch von frischem Kaffee, der vorher sehr guten Absatz fand, verkaufe ich jetzt nur noch eine Kanne pro Tag. Die Kunden, die sich morgens auf dem Weg zur Arbeit oder Schule bei mir eingedeckt haben, die bleiben jetzt zuhause.
Gibt es Chancen auf zusätzliche Umsätze oder neue Kunden, die Sie in dieser Krise erfolgreich ergriffen haben?
Alkohol und Tabakwaren wurden verstärkt nachgefragt. Zu Anfang vermutete ich noch – wie beim Toilettenpapier – Hamsterkäufe. Aber dann kamen auch die gleichen Kunden immer wieder. Im April habe ich in zwei Wochen so viel Umsatz gemacht, wie sonst in vier – natürlich nur in Bezug auf Tabakwaren. Mein Eindruck: Die Menschen fahren nicht mehr so oft zur Tankstelle und kommen stattdessen häufiger zum Kiosk. Es wird, meiner persönlichen Einschätzung nach, aber bestimmt auch mehr geraucht und getrunken. Zusätzlich haben neue Kunden meinen Kiosk für sich entdeckt, um sich mit Lebensmitteln zu versorgen. Brot, Aufschnitt, Konserven – sie erzählten mir, dass sie lieber in meinem kleinen Geschäft einkaufen als im Supermarkt, wo sich bei der größeren Anzahl von Menschen schon mal die Abstandsregeln nicht einhalten lassen.
Marco Nußbaum achtet auf die Einhaltung der Abstandsregeln
Mit welchen Maßnahmen schützen Sie Ihre Kunden und Ihre Mitarbeiter vor der Gefahr einer Ansteckung mit dem Coronavirus?
Ich habe von Anfang an die Stehtische und Hocker weggeräumt. An der Kasse habe ich eine Plexiglasscheibe installiert und auf dem Fußboden die einzuhaltenden Abstände mit Klebeband markiert. Für meine Mitarbeiter stelle ich Handschuhe und Desinfektionsmittel bereit – letzteres auch für die Kunden. Vor meinem Kiosk weisen Schilder darauf hin, wie viele Kunden sich gleichzeitig drinnen aufhalten dürfen und dass auch bei mir die Maskenpflicht gilt.
Wie reagieren Ihre Kunden?
Die meisten sind sehr verständnisvoll und vorsichtig. Viele warten sogar draußen, obwohl nur eine Person im Laden ist – drei sind erlaubt. Die Kunden winke ich dann immer freundlich herein. Andere muss ich bestimmt auf die Maskenpflicht hinweisen. Die fangen nicht selten eine Diskussion an – als ob ich mir das ausgedacht hätte. Aber insgesamt verläuft die Bedienung unproblematisch.
Haben Sie als Shopbetreiber in der Corona-Krise Maßnahmen ergriffen, um Kosten einzusparen?
Da Schule und KiTa gegenüber geschlossen haben und insgesamt weniger Menschen früh morgens unterwegs sind, habe ich meine Öffnungszeiten angepasst. Statt um 6 Uhr öffne ich erst um 9 Uhr morgens. Je nachdem, wie sich die Lage entwickelt, werde ich das auch noch bis nach den Sommerferien beibehalten. Da wir für einige Zeit nur zu zweit den Kiosk bedient haben, habe ich sogar noch einen weiteren Mitarbeiter eingestellt, der wegen der geschlossenen Restaurants auf Jobsuche war.
Was erwarten Sie, wie sich das Geschäft in den kommenden Monaten weiterentwickelt?
Ich denke, dass sich die Lage nun langsam wieder erholt und die Menschen wieder mehr rausgehen und auch für unterwegs mehr einkaufen. Trotzdem wird es bestimmt bis nach den Sommerferien dauern, bis wieder Normalität einkehrt.
Wie erleben Sie als Shopbetreiber die Zusammenarbeit mit Lekkerland in der Corona-Krise?
Die ist gut – wie immer. Mein Ansprechpartner im Vertrieb ruft mich an und bietet seine Unterstützung an. Bis auf Toilettenpapier waren meine bestellten Produkte auch immer lieferbar – aber das war ja ein weltweites Problem.
Danke für das Gespräch!
Weitere Berichte und Informationen für Shopbetreiber rund um die Corona-Krise finden Sie hier in unserem Online-Magazin „Unterwegs“.
Fotos: Marco Nußbaum
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