Wie die Coronakrise den Shopalltag verändert: „Der tägliche Schnack fehlt“
Torsten Hamp betreibt in Bremen ein Kiosk und ein Tabakwarenfachgeschäft. Im Interview berichten er und seine Frau Yvonne, wie sich die Coronakrise auf die Umsätze ausgewirkt hat, welche Schutzmaßnahmen sie getroffen haben und was sie in der aktuellen Situation vermissen.
Welche Auswirkungen hat die Coronakrise bislang auf die Umsätze in Ihren beiden Shops?
Torsten Hamp: Unter dem Strich sind unsere Umsätze bislang nicht dramatisch eingebrochen. Natürlich haben wir teilweise Rückgänge verzeichnet, beispielsweise bei Backwaren und bei Getränken. Die wurden aber durch Umsatzzuwächse in anderen Bereichen kompensiert, insbesondere bei Prepaid-Produkten und bei Tabakwaren.
Was ist nach Ihrer Einschätzung der Grund dafür, dass starke Umsatzeinbrüche bislang ausgeblieben sind?
Yvonne Hamp: Manche Kunden gehen vielleicht lieber zu uns als in den Supermarkt, weil sie wissen, dass es bei uns schnell geht und sie nicht lange warten müssen – dadurch vermeiden sie Ansteckungsrisiken.
Torsten Hamp: Im Fall des Kiosks kommt hinzu, dass der Shop schon immer auch eine Nahversorger-Funktion hatte. Gerade zu Beginn der Krise haben wir dort viel Toilettenpapier verkauft, aber auch Konserven und Nudeln.
Ein Blick in den Kiosk von Torsten Hamp
Yvonne Hamp: Nicht zuletzt haben wir viele Stammkunden, die uns während der vergangenen Monate treugeblieben sind. Es soll aber nicht der Eindruck entstehen, wir hätten die Krise gar nicht bemerkt: Wir haben beispielsweise in beiden Shops die Öffnungszeiten verkürzt. Statt um Mitternacht haben wir eine Zeit lang um 21 Uhr geschlossen – denn gerade in den letzten Stunden vor Mitternacht kamen während der Ausgangsbeschränkungen nur sehr wenige Kunden in die Shops. Durch die frühere Schließzeit haben wir Personalkosten gespart.
Was hat sich an den Abläufen in Ihren Shops seit Beginn der Krise geändert?
Torsten Hamp: Das wichtigste ist für uns, dass wir die Kunden so schnell wie möglich bedienen, damit sie den Shop schnell wieder verlassen können. Auch sonst muss bei uns niemand lange warten, aber normalerweise gehört der tägliche Schnack einfach dazu. Darauf jetzt zu verzichten ist sehr ungewohnt, sowohl für die Kunden als auch für uns. Die persönliche Bindung fehlt in dieser Zeit! Wir hoffen sehr, dass wir uns bald wieder mehr Zeit für die Kunden nehmen können …
Welche Maßnahmen haben Sie noch getroffen, um Ihre Kunden, Ihre Mitarbeiter und sich selbst vor Ansteckung zu schützen?
Torsten Hamp: Wir lassen maximal drei Personen gleichzeitig in den Shop. Wir haben allen Mitarbeitern Mund-Nasen-Bedeckungen zur Verfügung gestellt und verpflichten natürlich auch die Kunden, eine solche Bedeckung zu tragen, sonst müssen sie den Shop verlassen. Um die Mitarbeiter zu schützen, haben wir darüber hinaus eine transparente Abdeckung im Kassenbereich angebracht und Desinfektionsmittel bereitgestellt.
Wie reagieren Ihre Kunden auf die Schutzmaßnahmen?
Yvonne Hamp: Die meisten haben Verständnis. Wir haben schon zu einem frühen Zeitpunkt der Corona-Pandemie begonnen, nur eine begrenzte Zahl von Personen in den Shop zu lassen. Dafür haben wir zu Beginn manches Lob erhalten.
Welche Auswirkungen hatte die Krise für Ihre Mitarbeiter und wie gehen sie mit der Situation um?
Yvonne Hamp: Wir beschäftigen insgesamt 20 Mitarbeiter und in der Krise hat sich mal wieder gezeigt, dass sie ein tolles Team sind! Sie waren alle froh, dass wir keine Kurzarbeit einführen mussten und haben sowohl uns als auch sich gegenseitig super unterstützt.
Danke für das Gespräch!
Fotos: Tim Kray, Lekkerland