Kiosk, Späti und Co.: Büdchen-Kultur im Rheinland und in Berlin
Abends noch eine Tüte Chips für den Filmabend kaufen, im Sommer ein kaltes Bier mit in den Park nehmen oder auf dem Weg zu einer Party mit Freundinnen und Freunden vorglühen: In Köln, im Ruhrgebiet und in Berlin gibt es genau dafür eine Anlaufstelle, die viele verschiedene Namen trägt – der Kiosk, der Späti, die Trinkhalle oder das Büdchen. Die kleinen Läden mit dem bunten Sortiment gibt es vielfach, aber eben sehr konzentriert in diesen Regionen. Wie kommt es zu dieser Häufung und was macht die Kiosk- und Späti-Kultur eigentlich aus? Wir gehen einem typisch deutschen Phänomen in diesem Beitrag auf den Grund!
Ausflug in die Geschichte: Die Entstehung von Kiosken und Büdchen im Rheinland, Ruhrgebiet und in Berlin
Rund 22.000 Kioske gibt es in ganz Deutschland (Quelle: HDE) – außerhalb von Köln, den Städten des Ruhrgebietes und Berlin muss man oft allerdings ganz schön lange suchen, um einen kleinen Laden dieser Art zu finden. Für alle, die woanders leben und das klassische Büdchen nicht kennen: Es ist ein kleiner Laden „an der Ecke“ mit einem bunten Sortiment aus kalten Getränken, Kaffee, Süßwaren und oft auch belegten Brötchen oder Zeitschriften. Nicht immer kann man den Kiosk betreten – oft werden die gewünschten Produkte auch einfach über eine Klappe herausgereicht. Warum gibt es diese Form des Einzelhandels nur an bestimmten Stellen in Deutschland? Dafür gibt es je nach Region ganz unterschiedliche Gründe!
In Köln und im Ruhrgebiet entstanden die Kioske aus „Wasserhäuschen“ während der Industrialisierung im 19. Jahrhundert, die später Trinkhallen genannt wurden: Da die Versorgung mit sauberem Trinkwasser schwierig war, suchte man so einen Weg, um Fabrik- oder Zechenarbeiter mit Wasser zu versorgen. Dazu entstanden kleine Verkaufsstellen direkt vor den Fabriktoren, Zechengeländen oder in typischen Arbeiter-Wohnvierteln. Der Name Kiosk stammt ursprünglich aus dem persisch-türkischen und wurde zunächst in Paris für kleine Verkaufspavillions in Parks übernommen. Diese Idee fand schließlich ihren Weg nach Deutschland, wo aus der Trinkhalle schnell ein Kleinladen wurde, dessen Sortiment bald auch Dinge des täglichen Bedarfs umfasste. Besonders praktisch: Kioske oder Büdchen durften in NRW immer schon länger öffnen als Supermärkte, beispielsweise auch sonntags!
In Berlin hat der Späti einen leicht anderen Ursprung: In der DDR gab es sogenannte „Spätverkaufsstellen“ für Nachtschichtarbeiter, die sich nach der Wiedervereinigung schnell in der ganzen Stadt ausbreiteten. Im Gegensatz zu NRW gilt aber hier: Sonntags muss der Späti geschlossen bleiben. Ansonsten kann man den Späti durchaus mit dem Kiosk vergleichen – nicht nur in Bezug auf das Sortiment, sondern auch auf ihre soziale Funktion in den Stadtvierteln.
(Hinweis: Viele Angaben in den obenstehenden Abschnitten stammen aus diesem Bericht auf der Website des Deutschlandfunks.)
Was macht einen Kiosk oder Späti aus?
Ein typischer Kiosk oder Späti ist ein eigener kleiner Mikrokosmos: Man kennt sich, man unterhält sich, tauscht Neuigkeiten aus. In Köln nehmen Kioskbesitzer auch mal ein Päckchen für den Nachbarn an und der Kiosk ist noch etwas stärker in das „Veedel“ verwoben als im größeren Berlin. Das Sortiment ist ähnlich: Tabak, Süßwaren, Snacks, Getränke – Kaffee darf in den meisten Kiosken oder Spätis natürlich nicht fehlen! Beim Bier gehen die Vorlieben auseinander: Während in Köln und dem Ruhrgebiet mit Kölsch und Pils vor allem lokale Brauereien vertreten sind, ist an Berliner Spätis vor allem bayrisches Bier gefragt. 50 Prozent des Bier-Sortiments kommen aus dem Süden.
Ein echter Kiosk- oder Späti-Klassiker ist die „bunte Tüte“, mit der viele nostalgische Kindheitserinnerungen verbinden. Süße Stückartikel, entweder vorgepackt oder selbst zusammengestellt, dürfen in einem typischen Büdchen einfach nicht fehlen – und sind auch heute noch bei Schulkindern ungebrochen beliebt.
Der Charme des Kiosks liegt jedoch gar nicht unbedingt allein in den angebotenen Produkten: es ist das einfache, schnell, persönliche, das die Stammkunden immer wieder in den kleinen Laden zieht. Sich eben nicht für zwei Teile in die Supermarktkasse einreihen zu müssen – und stattdessen beim Kauf der Chipstüte noch die wichtigsten Neuigkeiten aus der Nachbarschaft zu erfahren.
Die Zukunft des Büdchens – wie geht es weiter?
Natürlich gehen die erweiterten Ladenöffnungszeiten an Kiosken oder Spätis nicht spurlos vorbei – aber vom vielbeschworenen „Kiosksterben“ kann keinesfalls die Rede sein. In Berlin sind nur wenige Vollsortimenter eine Konkurrenz für die Spätis, denn viele müssen immer noch um 20 Uhr schließen. In Köln und im Ruhrgebiet gibt es dagegen immer mehr zentrale Supermärkte, die auch bis spät in den Abend geöffnet haben. Trotzdem kaufen die Kundinnen und Kunden weiter in den Kiosken der Stadt ein.
Das liegt zum einen daran, dass es bequem ist und den Alltag leichter macht – aber auch am speziellen Sortiment: Die beliebten Lekkerland Eigenmarken gibt es zum Beispiel nur im Kiosk oder Späti, nicht im herkömmlichen Sortiment eines Supermarktes. Und auch aktuelle, neue Trendprodukte, deren TikTok-Hype sie so beliebt macht, findet man nicht im Lebensmitteleinzelhandel, sondern eher am Kiosk oder im Späti. Die Betreiber:innen sind schneller und können mit ihrem kleinen Sortiment viel zeitnaher auf diese Trends reagieren – was ein riesiges Plus ist!
Der Durchschnittsbon am Kiosk ist heute höher als vor fünf Jahren. Darüber hinaus ist vielerorts zu beobachten, dass gerade die jüngere Generation der Kiosk- und Späti-Kund:innen mit einer hohen Kaufkraft einkauft – vor allem, wenn es um trendige, neue Produkte geht. Einen Kiosk oder Späti zu betreiben, ist deshalb immer noch eine aussichtsreiche Unternehmung – wenn man sich gut vorbereitet. Hier finden Sie eine ganze Artikelreihe mit allen wichtigen Informationen, die Sie als neuer Betreiber oder Betreiberin kennen sollten. Lekkerland ist bereits seit den 1970er Jahren der erfahrene Partner an der Seite von Kiosk-, Späti- oder Büdchen-Besitzern – und unsere Kundinnen und Kunden profitieren von unserer langjährigen Expertise.
Fazit: Kioske und Spätis sind fester Bestandteil der Kultur des Rheinlands, Ruhrgebietes sowie in Berlin
Und sie sind aus dem Stadtbild nicht wegzudenken. Sie haben sich stark weiterentwickelt und erfüllen nach wie vor eine Rolle als Nahversorger, aber auch eine wichtige soziale Funktion.
- Kioske in Köln und im Ruhrgebiet entstanden aus „Trinkhallen“, die während der Industrialisierung vor Fabrik- und Zechentoren sowie in Arbeitervierteln entstanden und die Versorgung der Arbeiterinnen und Arbeiter mit sauberem Mineralwasser sicherstellen sollten.
- In Berlin verbreitete sich das Konzept der DDR-Spätverkaufsstellen für Nachtschichtarbeiter und -arbeiterinnen nach der Wiedervereinigung rasant über die gesamte Stadt.
- Als Nahversorger liefern Kioske und Spätis nicht nur Sortimente des täglichen Bedarfs, sondern vor allem auch Süßwaren, Getränke und Snacks – und sind eine beliebte Anlaufstelle für Neuigkeiten im Viertel.
- Während sich beim Biersortiment klare Unterschiede zeigen, sind sich Spätis und Kioske im Sortiment sonst recht ähnlich: beliebte Schnelldreher dürfen nicht fehlen!
- Kioske und Spätis sind bei jungen Kundinnen und Kunden beliebt, weil sie oft schnell auf Trends reagieren können, und die beliebten Hype-Produkte, die man auf TikTok sieht, anbieten können.
Sie betreiben einen Kiosk oder Späti oder möchten das gerne tun? Dann sollten Sie mit uns sprechen! Wir unterstützen seit mehr als 50 Jahren Büdchen-Betreiber:innen – und sehr gerne auch Sie!